Mintos-Insight: August 2022

Trends im FinTech-Bereich

Obwohl der FinTech-Sektor bereits einen festen Platz in der globalen Finanzbranche eingenommen hat, ist sein Wachstum noch lange nicht abgeschlossen. In diesem Jahr haben sich die Vorteile von FinTechs weiter entwickelt, da der Sektor Bedürftige unterstützt (wenn traditionelle Finanzinstitute dies nicht tun) und für sie nachhaltigere Finanzlösungen schafft.

Digitale Kreditgeber als Vorreiter der finanziellen Integration
Der wirtschaftliche Druck (die Covid-19-Pandemie, die Inflation und die steigenden Zinssätze sind nur einige Beispiele) haben zu schwierigen Zeiten für Kreditgeber und Kreditnehmer geführt. Traditionelle Kreditinstitute haben die Geldbörsen (noch mehr) gestrafft, um das Risiko zu verringern, was Privatpersonen und Unternehmen in eine schwierige Lage gebracht hat. Digitale Kreditgeber hingegen sind weiterhin eine Quelle der Unterstützung.

Sie stehen weltweit an der Spitze von Eingliederungsinitiativen, insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern, indem sie einem erheblichen Anteil von Erstkreditnehmern, einkommensschwachen Kreditnehmern und Frauen Dienstleistungen anbieten¹. Während der Covid-19-Pandemie in Europa entfiel allein im Jahr 2020 mehr als die Hälfte der Kreditvergabewerte für digitale Kreditgeber auf Erstkreditnehmer¹. Und im gleichen Zeitraum entfiel auf weibliche Kreditnehmer mehr als ein Drittel der digitalen Kreditvergabe weltweit¹. Da herkömmliche Banken nach wie vor große Teile der Weltbevölkerung ausschließen, haben digitale Kreditgeber eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der „Unbanked“ (Menschen, die keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen haben) gespielt¹.

Infolgedessen wird erwartet, dass der Sektor der digitalen Kreditvergabe erheblich wachsen wird. Weltweit bleibt das Modell der P2P-/Marktplatz-Kreditvergabe an Verbraucher das größte im alternativen Finanzsektor1. Laut Future Market Insights wird für den P2P-/Marktplatz-Kreditmarkt in den nächsten 10 Jahren ein jährliches Wachstum von rund 15 % geschätzt². Und es ist vor allem dieses Modell, das für den Großteil der digitalen Kreditvergabe an Erstkunden, einkommensschwache Kunden und weibliche Kreditnehmer verantwortlich ist¹.

Die neue Rolle von FinTech bei der „grünen“ Finanzierung
In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit von entscheidender Bedeutung ist, setzen die Vereinten Nationen, die für die Festlegung der weltweiten Ziele für eine nachhaltige Entwicklung zuständig sind, auf die Unterstützung ihrer Prioritäten für eine nachhaltige Entwicklung durch den Finanzsektor. Und aufgrund der Bemühungen der Vereinten Nationen hat der Begriff „grüne” Finanzierung an Bedeutung gewonnen. Einfach ausgedrückt, bedeutet „grüne” Finanzierung den Fluss von Geldern an Unternehmen und Gemeinden, die umweltfreundliche Aktivitäten durchführen – wie Unternehmen, die erneuerbare Energien erzeugen.

Im Finanzsektor werden insbesondere FinTechs als Katalysatoren identifiziert, die grüne Finanzen und nachhaltige Entwicklung mobilisieren könntent³. Sie fördern nicht nur die Integration und das Wohlergehen der Gesellschaft, sondern schaffen auch effiziente automatisierte Prozesset³. Außerdem sind sie in der Lage, neue Mittel und Investitionsmöglichkeiten anzuziehent³.

Ein Beispiel dafür, dass FinTech-Effizienz zur grünen Finanzierung beitragen kann, ist der Markt für „grüne Anleihen“. Grüne Anleihen sind festverzinsliche Finanzinstrumente, ähnlich wie Staats- oder Unternehmensanleihen. Mit grünen Anleihen werden jedoch nur Projekte finanziert, die einen positiven Nutzen für die Umwelt haben.

Man geht davon aus, dass FinTechs eine einfache und kostengünstige Möglichkeit zur Erstellung und Ausgabe grüner Anleihen bieten können, was bedeutet, dass sie nicht nur bei institutionellen Anlegern, sondern auch bei Kleinanlegern⁴ auf großes Interesse stoßen werden. Und dadurch wichtige Projekte zur nachhaltigen Entwicklung finanzieren.

Open Banking schafft schnellere und genauere Kreditbewertungen
Traditionell haben die Banken die Daten ihrer Kunden sehr gut geschützt, was es Dritten unmöglich machte, einen echten Einblick in die Finanzen der Kunden zu erhalten. Mit der Einführung der PSD2, die darauf abzielt, die Innovation im europäischen Finanzsektor zu steigern, wird die Möglichkeit eines offenen Bankwesens jedoch zur Realität.

Open Banking bedeutet, dass die Finanzdaten eines Bankkontos (nur mit Zustimmung des Kunden) direkt mit vertrauenswürdigen Drittanbietern ausgetauscht werden. Über regulierte Systeme (APIs) werden Finanzinformationen auf sichere und standardisierte Weise ausgetauscht, so dass der Kunde jederzeit geschützt ist.

Obwohl Open Banking viele Vorteile hat, ist einer davon die nahtlose Weitergabe von Finanzinformationen für Kreditanträge⁵. Mit Open Banking können Kreditgeber direkt auf die Finanzdaten der Kreditnehmer zugreifen, was die Kreditprüfung beschleunigt, für mehr Genauigkeit im Bewertungsprozess sorgt und den Kreditnehmern das Ausfüllen endloser Formulare über ihre finanzielle Situation erspart⁵. Dieser Ansatz kann die Zeit für die Bearbeitung von Kreditanträgen massiv verkürzen und gewährleistet, dass den Kreditnehmern angemessene Finanzlösungen angeboten werden.

Im Großbritannien gewinnt das Open Banking an Dynamik: Über 6 Millionen Menschen nutzen bereits Open-Banking-Dienste⁶. In Kontinentaleuropa haben seit September 2019 mehr als 300 vertrauenswürdige Dritte die Zulassung für die Erbringung von Open-Banking-Diensten erhalten⁷, wobei die Aktivitäten vor allem in den baltischen Staaten und Deutschland zunehmen⁶. Da in der EU noch in diesem Jahr Rechtsvorschriften für Open Banking angekündigt werden sollen, wird erwartet, dass dieser Sektor in den kommenden Jahren ein erhebliches Wachstum erfahren wird.