Wir arbeiten an einem detaillierten Einblick für Investoren über die Struktur der Rückzahlungsprozesse von Kreditunternehmen aus Russland und über die möglichen Aussichten für die Rückgewinnung von Geldern im Zusammenhang mit Investitionen in Kredite aus diesem Markt. Doch zunächst möchten wir mit einem allgemeinen Überblick darüber beginnen, wie sich die Sanktionen gegen Russland und die Reaktion des Landes auf die Ströme der internationalen Finanzmärkte niederschlagen. Die Auswirkungen erstrecken sich auf alle, die in Russland engagiert sind, von den größten Banken und Investmentfonds bis hin zu Unternehmen wie Mintos.
Verhängte Sanktionen und Reaktionen Russlands
Als Russland am 24. Februar 2022 seinen Krieg gegen die Ukraine begann, leitete die internationale Gemeinschaft ihre Gegenreaktionen ein, um den Zugang Russlands zu den Wirtschaftsströmen der westlichen Welt zu begrenzen. Einen Monat später zeigt sich diese Reaktion als der bisher schnellste Ausschluss einer ganzen Volkswirtschaft von den globalen Finanzmärkten.
Die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich, die Europäische Union und andere Länder auf der ganzen Welt haben Sanktionen und verschiedene Maßnahmen eingeführt, die Russland daran hindern, auf Mittel und Ressourcen zuzugreifen, die seine Armee weiter stärken könnten.
Russland ist der Zugang zum internationalen Finanzsystem weitgehend verwehrt. Neben der Vereinbarung zur Trennung von 7 großen russischen Banken vom internationalen SWIFT-System sind auch weitere Sanktionen eingeführt worden, im Bemühen, einen politischen Wandel zu erzwingen und Russlands Fähigkeit zur Fortsetzung des Krieges zu schwächen. US-Unternehmen und Privatpersonen ist es untersagt, Geschäfte mit der russischen Zentralbank zu tätigen, was zum Einfrieren von fast der Hälfte der Devisenreserven des Landes geführt hat. In den letzten Wochen wurden rund 640 Mrd. US-Dollar an Gold- und Devisenreserven Russlands eingefroren. Obwohl die russische Zentralbank über 2,3 Mrd. Tonnen an Goldreserven angesammelt hat, halten die Sanktionen potenzielle Käufer auf Abstand, da der Rubel seit dem Beginn des Angriffs auf die Ukraine drastisch gefallen ist.
Während der Krieg in der Ukraine weitergeht, wird die Liste der Sanktionen immer länger. Der amerikanische Präsident Joe Biden hat ein Verbot aller Importe von russischen fossilen Brennstoffen und Öl angeordnet, während einige europäische Länder noch keine klare Position zum Verbot von Gasimporten haben, da der Kontinent viel stärker als die USA von russischen Bodenschätzen abhängig ist. Deutschland ist die stärkste europäische Volkswirtschaft und importiert fast die Hälfte seines Gases aus Russland. Ein sofortiges vollständiges Embargo für russisches Gas ist wird als Risiko für die deutsche Wirtschaft wahrgenommen, mit Auswirkungen auf den gesamten Markt und damit einer möglichen Rezession in der EU. Mit der jüngsten Forderung Russlands, alle Gasimporte in Rubel zu bezahlen – ein Schritt, der von deutschen und anderen internationalen Beamten als „Vertragsbruch“ angesehen wird – suchen die Länder nun nach Möglichkeiten, ihre Lieferketten von der Abhängigkeit von russischen Ressourcen zu befreien.
Die Sanktionen betreffen verschiedene Branchen und Kommunikationswege, die sich im Laufe der Jahre im Geschäftsverkehr mit Russland etabliert haben. Ein Verbot der wichtigsten russischen Medien, das Einfrieren von Vermögenswerten russischer Oligarchen, die Sperrung des Luftraums für russische Fluggesellschaften und Privatjets oder höchste Alarmbereitschaft für Kryptowährungsbörsen sind nur einige der Maßnahmen, mit denen der Westen Russland von der Teilnahme am Weltgeschehen ausschließt. Darüber hinaus werden Ausfuhrkontrollen für Elektronik, Computer, Informationssicherheit, Sensoren, Laser, Flugzeugausrüstung und sogar Technologie für Ölraffinerien eingeführt.
Die Abwärtsspirale für den RUB und das russische BIP
Hunderte von internationalen Unternehmen haben den russischen bereits Markt verlassen bzw. sind derzeit dabei. Im Laufe eines Jahres könnten Millionen von Russen arbeitslos werden.
Gleichzeitig stehen Milliarden von Dollar von Akteuren der Finanzindustrie auf dem Spiel und sind in Russland gebunden – allein die Raiffeisen Bank International AG, Citigroup und Deutsche Bank haben zusammen etwa 100 Mrd. US-Dollar Engagement in dem Land. Lokale Investmentmanager berichten, dass das einstige 6-Milliarden-US-Dollar-Portfolio von Pensionsfonds nur noch einen Bruchteil davon wert ist.
Russische Notierungen wurden aus den Unternehmensindizes des FTSE-Russell-Index gestrichen. 27 in Russland notierte Wertpapiere wurden an der Londoner Börse ausgesetzt. Schon kurz vorher hatten einige der bekanntesten russischen Aktien an den Weltbörsen fast ihren gesamten Wert verloren: Sberbank verlor 99,72 %, Gazprom 93,71 %, Lukoil 99,2 %, Polyus 95,58 % und Rosneft 92,52 %.
Russland hat zunächst die interne Börsenrealität nicht wahrhaben wollen, denn die wichtigste Börse des Landes war von Kriegsbeginn bis zum 24. März geschlossen. Als sie endlich wiedereröffnete, wurde ein verkürzter Handelszeitraum, mit einem Verbot von Leerverkäufen, nur für USD und RUB ermöglicht. Außerdem dürfen ausländische Investoren den Markt bis zum 1. April nicht verlassen und selbst dann muss das Geld der Investoren in den beiden Währungen in Russland bleiben.
In den letzten Wochen hat der Rubel rund 30 % seines Wertes verloren. In den letzten Tagen war die Dynamik des Rubels sehr volatil und unberechenbar. Es wird erwartet, dass die Inflation, die steigende Arbeitslosigkeit und der Rückgang des BIP die einfachen Menschen in Russland und diejenigen, die bereits in Armut oder am Rande der Armut leben, am stärksten belasten werden.
S&P Global Market Intelligence berichtet, dass Russland vor seiner „Tiefsten Rezession seit den 1990er Jahren“ steht, mit der Vorhersage eines BIP-Rückgangs von rund 20 % in diesem Jahr. Die Isolierung Russlands führt auch zu Engpässen in der Logistik, die bereits von der Pandemie betroffen war, und in der lokalen Produktionsindustrie. Mit der von der russischen Zentralbank eingeführten Politik der höheren Zinssätze hält Russland sein Finanzsystem aufrecht, indem es das Abheben von Geld bei den Banken verteuert. Die russische Vergeltungspolitik führt aber bereits zu einem erheblichen Rückgang der Kreditnachfrage aufgrund der höheren Kreditkosten. Die russische Zentralbank erklärt, dass die Unternehmen Unterstützung aus den staatlichen Kreditprogrammen benötigen werden, um die durch die Sanktionen und die russische Innenpolitik entstandene Lücke zu schließen.
Die russischen Vergeltungsmaßnahmen umfassen auch ein Verbot für ausländische Personen, russische Wertpapiere zu verkaufen, während es russischen Unternehmen untersagt ist, Zahlungen in Fremdwährungen zur Bedienung ihrer Schulden auf ausländischen Märkten zu leisten.
Die Auswirkungen auf Mintos
Die Probleme der internationalen Finanzmarktakteure in Bezug auf Russland betreffen auch Mintos als Investmentunternehmen, das in den letzten sieben Jahren lange und erfolgreiche Geschäftsbeziehungen zu den russischen Kreditunternehmen unterhielt. Das Verbot von Fremdwährungstransfers betrifft auch die Kreditunternehmen, die zuvor Kredite für Investitionen auf Mintos angeboten haben. Das Engagement der Mintos-Anleger in Russland in Höhe von 70 Mio. € entspricht etwa 15 % des gesamten ausstehenden Anlagebetrags auf Mintos und umfasst die Rückzahlungen der Kreditnehmer an viele Anleger auf unserer Plattform.
Auch wenn wir den Ausgang des Krieges oder sein Ende nicht vorhersagen können, arbeiten wir täglich daran, mögliche Wege für das zukünftige Schuldenmanagement zu bewerten und dabei die Sanktionen und geltenden Vorschriften einzuhalten.
In der nächsten Woche werden wir mehr darüber berichten, wie das Transaktionssystem zwischen russischen Kreditunternehmen und Mintos funktioniert, mit welchen aktuellen Herausforderungen wir bei den Zahlungen konfrontiert sind und welche Szenarien wir erwarten können, wenn es um die Zukunft der Gelder geht, die den Mintos-Investoren von den Kreditnehmern der in Russland vergebenen Kredite zustehen.
Wir freuen uns über Ihre Kommentare und Fragen in der Mintos Community. Wir werden versuchen, diese in den nächsten Artikel aufzunehmen bzw. in der Community zu beantworten.